Eurasischer Grauwolf (Canis lupus lupus)

Der Eurasische Grauwolf (Canis lupus lupus), auch als der Gewöhnliche Wolf oder Europäischer Wolf bekannt, ist eine Tierart aus der Familie der Hunde (Canidae). Dieser Artikel bietet einen umfassenden Steckbrief des Grauwolfs, der sein Aussehen, Verhalten, Verbreitung und Lebensweise umfasst.

Der Grauwolf ist bekannt für sein charakteristisches graues Fell, obwohl die Farbe variieren kann. Er ist das größte Mitglied der wilden Hunde und weithin als Vorfahre des domestizierten Hundes anerkannt. Diese Tierart hat eine komplexe Sozialstruktur und lebt in Rudeln, die von einem Alpha-Paar angeführt werden. Der Grauwolf ist in vielen Teilen der Welt verbreitet und spielt eine wichtige Rolle in verschiedenen Ökosystemen.

Eurasischer Wolf Steckbrief

Hier ist der Steckbrief für den Eurasischen Wolf, auch als Europäischer Grauwolf bekannt:

  • Wissenschaftlicher Name: Canis lupus lupus
  • Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
  • Familie: Hunde (Canidae)
  • Größe: Widerristhöhe ca. 70-90 cm, Kopf-Rumpf-Länge bis zu 140 cm
  • Gewicht: 30-50 kg
  • Lebenserwartung: In freier Wildbahn mehrere Jahre, je nach Umweltbedingungen
  • Nahrung: Hauptsächlich Huftiere wie Rehe, Rothirsche, Wildschweine
  • Verbreitung: Über weite Teile Eurasiens, von Ostsibirien bis Westeuropa
  • Lebensraum: Unterschiedliche Lebensräume, von Wäldern bis offenen Graslandschaften
  • Fortpflanzung: Geschlechtsreife mit etwa zwei Jahren, Paarungszeit im Spätwinter bis März
  • Verhalten: Rudelleben, ausgeprägte soziale Strukturen, territoriales Verhalten

Systematik des Grauwolfs mit Ordnung, Gattung und Art

Als eines der bekanntesten Raubtiere der Welt steht der Grauwolf an der Spitze der Nahrungskette in den Ökosystemen, in denen er lebt. Diese Klassifizierung spiegelt die biologische Einordnung und die evolutionäre Verwandschaft des Grauwolfs innerhalb der breiten und diversen Gruppe der Fleischfresser wider.

Systematik
Kategorie Information
Ordnung Raubtiere (Carnivora)
Unterordnung Hundeartige (Caniformia)
Familie Hunde (Canidae)
Gattung Wolfs- und Schakalartige (Canis)
Art Wolf (Canis lupus)
Unterart Eurasischer Wolf
Wissenschaftlicher Name Canis lupus lupus

Verbreitung in Deutschland

Die Verbreitung der Wölfe in Deutschland zeigt ein deutliches Wachstum und Ausbreitung über mehrere Bundesländer. Ursprünglich aus Polen eingewandert, etablierten sich die ersten Wölfe in Sachsen und breiteten sich anschließend nach Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Bayern udn Baden-Württemberg aus.

In diesen Bundesländern bilden sie nun stabile Rudel. Die Anzahl der Wölfe und Rudel nimmt stetig zu, was auf eine erfolgreiche Anpassung und Vermehrung in den verschiedenen Lebensräumen Deutschlands hindeutet. Besonders in ländlichen und waldreichen Gebieten ist die Präsenz von Wölfen prominent.

Entwicklung des Wolfsbestands von 2000 bis 2019

Zum Ausklang des zwanzigsten Jahrhunderts hat der Eurasischer Wolf in Deutschland erneut seinen Platz gefunden.

Ursprünglich aus Polen einwandernd, fanden Wölfe ihren Weg anfänglich nach Sachsen und dem südlichen Brandenburg, bevor sie Sachsen-Anhalt durchquerten und schließlich in Niedersachsen ansässig wurden. Einige Rudel etablierten sich auch in Mecklenburg-Vorpommern.

Das Jahr 2000 markiert einen Wendepunkt, da nach mehr als einem Jahrhundert erstmals wieder Wolfswelpen in Deutschland geboren wurden. Bis April 2016 zählte man rund 40 Rudel, eine Zahl, die sich in den darauffolgenden vier Jahren auf 128 Rudel sowie 35 standorttreue Paare erhöhte.

Die Ursprungspopulation in der Lausitz wies den Haplotyp HW01 auf, der in Nordost-Europa weit verbreitet ist und den dominanten Haplotyp innerhalb Deutschlands darstellt. Der Haplotyp HW02, anfänglich lediglich bei vereinzelt aus Polen eingewanderten Männchen nachweisbar, ist wesentlich seltener.

Im Überwachungsjahr 2012/13 wurde in Niedersachsen erstmals ein weibliches Exemplar mit diesem Haplotyp dokumentiert, dessen Nachwuchs diesen weiterträgt. Darüber hinaus wurde die Präsenz des für italienische Wölfe typischen Haplotyps HW22 innerhalb Deutschlands bestätigt.

Im Sommer 2017 zeugte ein Wolfspaar, das aus zwei unterschiedlichen Populationen stammte, im Bayerischen Wald zum ersten Mal Nachwuchs.

Die Fortpflanzung zwischen Eurasischen Wölfen unterschiedlicher Haplotypen sowie die Paarung mit Wölfen der italienischen Population und deren Nachkommen wird im Rahmen des Artenschutzes begrüßt, da genetische Diversität als wesentliches Kriterium für den Erhaltungszustand der Wolfspopulation gilt.

Wolfsichtungen in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg wurden seit 2015 Wölfe nachgewiesen, und bis März 2021 sind bereits neun genetisch individuelle Wölfe identifiziert worden. Diese Wölfe stammen hauptsächlich aus der Mitteleuropäischen Flachlandpopulation und der Alpenpopulation. Alle Infos hier: Wölfe in Baden-Württemberg | Alle Sichtungen

Einige der genetisch identifizierten Wölfe gehören der Alpenpopulation an und wurden in verschiedenen Landkreisen wie Ludwigsburg, Breisgau-Hochschwarzwald und im mittleren Schwarzwald nachgewiesen.

Darüber hinaus gibt es auch Wölfe aus der Mitteleuropäischen Flachlandpopulation, die sich im Nordschwarzwald und im Landkreis Waldshut niedergelassen haben. Das Wanderverhalten von Wölfen ist hoch, wobei sie oft weite Strecken zurücklegen. Weitere Informationen zum Wolfsmonitoring in Baden-Württemberg finden Sie auf der Website des FVA-Wildtierinstituts​​.

Merkmale und Eigenschaften

Der Eurasischen Wolf kennzeichnet sich durch eine Widerristhöhe von circa 70 bis 90 Zentimetern sowie eine Kopf-Rumpf-Länge, die bis zu 140 Zentimeter erreichen kann. Das Gewicht dieser Canidae-Art bewegt sich im Allgemeinen in einem Rahmen von 30 bis 50 Kilogramm. Dabei zeigen sich deutliche Geschlechtsunterschiede, wobei männliche Exemplare häufig größer und schwerer als ihre weiblichen Pendants sind.

Im Vergleich zu Haushunden gleicher Größe zeichnen sich Wölfe durch längere Beine und eine geradlinige Kontur der Rückenlinie aus, ihr buschiger Schwanz steht in der Regel gerade ab. Eine weitere Unterscheidung zu vielen Haushunden ist die Größe und Struktur der Ohren, die bei Wölfen tendenziell kleiner sind und eine dichtere Behaarung aufweisen.

Die Farbgebung des Fells des Eurasischen Wolfes variiert zwischen Gelbgrau, Graubraun und Dunkelgrau. Auffällig sind die helleren Partien um Fang und Kehle sowie die leicht rötlich anmutenden Rückseiten der Ohren. Der Rücken des Tieres zeichnet sich häufig durch einen dunklen, bisweilen schwarz anmutenden Sattelfleck aus, während die Rutenspitze und die Vorderseiten der Vorderläufe ebenfalls eine dunklere Färbung aufweisen können.

Die für die Fellfärbung maßgeblichen Gene am Agoutilocus resultieren stets im Phänotyp wolf-sable, der für seine Wildfarbe bekannt ist. Struktur und Bänderung der einzelnen Haare sorgen dafür, dass das Fell meliert erscheint. Im Gegensatz zu Arten wie dem Tundrawolf oder dem Polarwolf treten keine Gene auf, die das Fell signifikant aufhellen würden, und im Unterschied zum Timberwolf fehlen Gene, die eine rein schwarze Färbung hervorrufen würden.

Die Wanderbewegungen junger, adulte Wölfe, die ihr Ursprungsrudel verlassen haben, können sich über bemerkenswerte Distanzen erstrecken, bis sie einen neuen Partner finden und sesshaft werden. Aufgrund dieser ausgedehnten Wanderungen ist eine exakte Abgrenzung zwischen den Unterarten erschwert.

Populationsgenetische Studien zeigen, dass die genetische Diversität einer Wolfspopulation bis zu 850 Kilometer entfernte Populationen beeinflussen kann. Morphologische und genetische Untersuchungen offenbaren dabei ein breites Spektrum an Variabilität innerhalb der Art Canis lupus lupus in Eurasien, was sich in einer Vielfalt an äußeren Erscheinungsformen widerspiegelt.

Verbreitungsgebiet

Der Lebensraum des Eurasischen Wolfes erstreckt sich über ausgedehnte Regionen Eurasiens. Seine Populationen finden sich vornehmlich in Russland und den asiatischen Teilen des Kontinents. In Osteuropa, einschließlich der Baltischen Staaten, Ostpolens, der Karpaten und der Ukraine, existiert eine kontinuierlich nach Westen expandierende Population.

Das Habitat des Eurasischen Wolfes spannt sich von den sibirischen Weiten über den europäischen Teil Russlands bis nach Nordeuropa und weiter über Osteuropa, Mittel- und Westeuropa bis hin zu Südost- und Südeuropa. Der in Italien vorherrschende Italienische Wolf wird von einigen Experten als separate Unterart angesehen, während andere ihn der Unterart Canis lupus lupus zuordnen.

Aufgrund der nomadischen Natur der Wölfe ist eine klare Trennung der Unterarten nach geografischer Lage oft nicht möglich. Selbst in entlegenen Regionen wie der Arabischen Halbinsel gibt es Populationen, die heute dem Eurasischen Wolf zugerechnet werden.

In Bezug auf bevorzugte Lebensräume bietet der Eurasische Wolf eine Anpassungsbandbreite, die von dichten Wäldern bis zu offenen Graslandgebieten in einer Vielzahl von Klimazonen reicht – von subpolaren bis zu subtropischen Regionen.

Die Reviergröße einzelner Wolfspacks variiert geographisch erheblich und kann in Mitteleuropa zwischen 100 und 300 Quadratkilometern und in nördlicheren Breitengraden bis zu 2500 Quadratkilometern umfassen.

Reproduktionsverhalten

Mit dem Erreichen von etwa zwei Lebensjahren setzen bei Eurasischen Wölfen die ersten Fortpflanzungsaktivitäten ein. Die Zeit der Paarung ereignet sich hauptsächlich in den letzten Wintermonaten bis in den März hinein.

Die Tragzeit der weiblichen Tiere erstreckt sich über einen Zeitraum von circa neun Wochen. Typischerweise bringen die Wölfinnen zwischen vier und sechs Nachkommen zur Welt.

Diese Welpen werden nicht nur von der Mutter, sondern von allen Mitgliedern des Rudels aufgezogen. Nachdem sie ein bis drei Jahre im elterlichen Rudel verbracht haben, verlassen die jungen Wölfe die Gruppe. Sie gründen entweder ihr eigenes Revier in unmittelbarer Nähe oder ziehen in weit entfernte Gegenden.

Junge Wölfe

Nahrungsquellen

Eurasische Wölfe, die zu den Großprädatoren zählen, ernähren sich primär von größeren Huftieren. Dazu gehören beispielsweise Rehe, Rothirsche, Damwild, Wildschweine, Hasen sowie in manchen Gebieten auch Elche und Wisente.

Ihre Jagdstrategie ist darauf ausgelegt, vorrangig jüngere, ältere oder gesundheitlich angeschlagene Beutetiere zu erlegen, da diese eine geringere Fluchtgeschwindigkeit aufweisen und somit leichter zu überwältigen sind. Zu ihrer Beute zählen gelegentlich auch domestizierte Tiere wie Schafe, Ziegen, Rinder – speziell Kälber – sowie Pferde und deren Fohlen. Immer wieder kommt es zu Forderungen, Wildgehege vor Wölfe besser zu schützen.

Rechtlicher Schutz

Der Eurasischer Wolf genießt einen unterschiedlichen Schutzstatus, abhängig vom jeweiligen Land seines Vorkommens. Innerhalb der Europäischen Union sind die Arten, denen der Eurasische Wolf angehört, durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) geschützt, wobei sie entweder in Anhang IV oder V aufgenommen wurden und in manchen Fällen auch gleichzeitig im Anhang II zu finden sind.

Außerhalb der EU ist der Schutzstatus von der Zugehörigkeit der jeweiligen Länder zur Berner Konvention und/oder zum Washingtoner Artenschutzabkommen abhängig.

 


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